Was bedeutet 24 Stunden Pflege zu Hause?
- Oliver Meißel
- vor 2 Stunden
- 3 Min. Lesezeit

Immer häufiger entscheiden sich Familien dazu, ihre pflegebedürftigen Angehörigen von einer Betreuungskraft aus dem Ausland unterstützen zu lassen. Die Pflegehilfskräfte leben in der Regel im Haushalt der pflegebedürftigen Menschen und helfen im Haushalt, unterstützen bei der täglichen Hygiene, der Nahrungszubereitung und -aufnahme sowie beim Gang zum Arzt oder zu sozialen Aktivitäten.
Im Rahmen einer sogenannten „24-Stunden-Pflege“ beziehungsweise „24-Stunden-Betreuung“ oder auch „Rund-um-die-Uhr-Betreuung“ lebt die pflegedürftige Person mit der betreuenden Hilfskraft üblicherweise im selben Haushalt. Der Fachbegriff dafür ist die Live-In-Pflege, Live-In-Kräfte oder einfach nur Live-Ins. Rechtlich korrekt ist der Begriff „Betreuung in häuslicher Gemeinschaft“ (BihG) – dieser hat sich aber im Alltag kaum durchgesetzt.
Organisiert wird die sogenannte 24h Pflege meist über spezialisierte Agenturen, die Betreuungskräfte aus dem Ausland vermitteln. Meist kommen die Hilfskräfte aus Osteuropa und haben keine pflegerische Ausbildung. Daher hat sich auch die „polnische Pflegekraft“ als Synonym einer „24-Stunden-Betreuungsperson“ etabliert.
Eine sogenannte 24-Stunden-Pflegehilfskraft unterstützt die pflegebedürftige Person im Alltag an unterschiedlichen Stellen. Dabei orientiert sie sich an dem Grundsatz der sogenannten aktivierenden Pflege, nach der die körperlichen und geistigen Fähigkeiten der pflegebedürftigen Person individuell gefördert werden. Dazu gehören Aufgaben wie:
Grundpflege: Körperpflege, Anziehen, Toilettengänge, Essen
Haushalt: Kochen, Putzen, Einkaufen, Wäschewäschen
Soziale Betreuung: Gemeinsame Gespräche, Spaziergänge oder kleine Aktivitäten im Alltag
Tagesstruktur: Erinnerung an Medikamenteneinnahme, Begleitung zu Arztterminen
Behandlungspflege: Medizinische Aufgaben wie Blutdruckmessen, Kompressionsstrümpfe an- und ausziehen gehören nicht dazu.
Die 24-Stunden-Betreuung kann eine große Entlastung und Hilfe sein – für Betroffene oder auch für die Angehörigen. Sie ist sinnvoll, wenn im Alltag dauerhaft Hilfe benötigt wird und die Versorgung zu Hause nicht mehr gesichert ist.
Typische Einsatzsituationen
Eine 24-Stunden-Betreuung kommt infrage, wenn Sie selbst oder ein Angehöriger im Alltag zunehmend Unterstützung benötigen – wie etwa:
bei beginnender Demenz,
bei chronischen Erkrankungen,
bei altersbedingten Einschränkungen,
oder wenn ein Umzug ins Pflegeheim vermieden werden soll.
Für wen eignet sich das Modell?
Das Modell eignet sich bei leichtem bis fortgeschrittenem Pflegebedarf, besonders dann, wenn Angehörige nicht dauerhaft vor Ort sein können oder entlastet werden sollen. Wichtig ist: Die Betreuungskraft benötigt ein eigenes Zimmer und ausreichend Zeit zur Erholung. Gerade aber auch für berufstätige Angehörige kann die 24-Stunden-Betreuung eine große Entlastung sein.
Besonderheiten bei Demenz und 24-h-Betreuung
Die Betreuung von Menschen mit Demenz erfordert viel Erfahrung, Geduld und Belastbarkeit. Besonders wenn die Betreuungskraft alleine mit der pflegebedürftigen Person im Haushalt lebt, kann das schnell an die Grenzen des Machbaren führen. Bei fortgeschrittener Demenz, ausgeprägter Unruhe oder nächtlichem Pflegebedarf ist das Modell der 24-Stunden-Betreuung oft nicht mehr geeignet. In solchen Fällen sollten Unterstützung wie ein ambulanter Pflegedienst, eine Tagespflege oder als Alternative auch eine spezialisierte Einrichtung unbedingt in Betracht gezogen werden.
Kostenübersicht 24-h-Pflege: Betreuung, Unterkunft, Agentur
Sie zahlen einen vertraglich vereinbarten monatlichen Betrag an die Agentur – diese leitet das Gehalt an die Betreuungskraft weiter. Rechtlich ist das Modell nur zulässig, wenn der deutsche Mindestlohn eingehalten wird. Dieser liegt für Pflegehilfskräfte derzeit bei 16,10 Euro brutto pro Stunde, für qualifizierte Pflegekräfte je nach Ausbildungsstufe bis zu 20,50 Euro (Stand: Juli 2025).
Die monatlichen Gesamtkosten setzen sich meist aus diesen Kostenposten zusammen:
das Gehalt der Betreuungskraft beziehungsweise die Agenturpauschale
die Unterbringung und Verpflegung im Haushalt
sowie eventuelle Zusatzkosten (zum Beispiel für Anreise oder kurzfristige Wechsel)
Je nach Anbieter und Modell liegen die Gesamtkosten für eine 24-Stunden-Betreuung meist zwischen 2.500 und 3.500 Euro pro Monat. Bei qualifizierten Fachkräften oder zusätzlichem Aufwand (zum Beispiel bei Nachtarbeit) können die Kosten höher ausfallen.
