Im Gespräch mit Verena Querling ,Verbraucherzentrale NRW
- Oliver Meißel
- 30. Juli
- 2 Min. Lesezeit

Die Verbraucherzentrale NRW warnt vor betrügerischen Verkaufs-Anrufen rund um Pflegeleistungen (etwa Pflegekurse oder Pflegehilfsmittel). Verena Querling, Pflegerechtsexpertin der Verbraucherzentrale NRW, erklärt, wie man auf solche Anrufe reagieren sollte.
Ein unerwünschter Anruf erreicht mich - wie reagiere ich als pflegender Angehöriger?
Das Wichtigste ist, sofort aufzulegen. So wird man gar nicht erst in ein Gespräch verwickelt oder nimmt ungewollt ein Angebot an. Wenn der Vertrag allerdings angenommen wurde, fällt die Betrugsmasche
Angehörigen meist nur zufällig auf, etwa wenn sie eine Auftragsbestätigung per Mail finden oder ein
Schreiben der Anbieter in der Post oder wenn plötzlich monatlich eine Kiste mit Pflegehilfsmitteln ein-
geht. Dann sollte der Vertrag rasch widerrufen werden. Die Adresse dafür findet man im Anschreiben
oder in der Bestätigungsmail. Musterschreiben dafür gibt es auf der Seite der Verbraucherzentrale
NRW. Außerdem sollten Betroffene mit der Pflegekasse Kontakt aufnehmen, damit diese die Zahlungen stoppen kann. Spätestens wenn Pflegebedürftige selbst zur Zahlung aufgefordert werden oder Mahnungen eingehen, sollte man sich Hilfe holen.
An wen können sich Betroffene wenden?
Helfen können Fachleute in den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen, in NRW - aber auch in anderen Bundesländern. Bei der Verbraucherzentrale NRW gibt es eine rechtliche Beratung zum Umgang mit den Verträgen, auch eine außergerichtliche Rechtsvertretung ist möglich. Außerdem sollten Betroffene die Masche bei der Landesdatenschutzbehörde melden und Anzeige bei der Polizei erstatten.
Besonders wichtig: Pflegebedürftige sollten die offizielle Pflegeberatung zu Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch nehmen, um sich genau zu informieren. Diese gibt es in jeder Kommune. Sie ist kostenfrei und kann mehrfach genutzt werden, vor Ort, telefonisch oder als Hausbesuch.
Wie funktioniert die Masche bei Pflegekursen?
Die neueste Masche betrifft Pflegekurse. Diese werden von den Pflegekassen kostenlos angeboten. Bei uns beschweren sich Verbraucher:innen, dass sie ungefragt von Betrüger:innen angerufen werden und ihnen ein Pflegekurs angeboten wird, auch wenn sie ihn eigentlich nicht brauchen. Die Anrufer:innen fragen nach der Pflegekasse und der entsprechenden Versichertennummer. Mit dieser rechnen die Betrüger:innen dann mit der Pflegekasse ab. Auch bei solchen Anrufen sollten Betroffene sofort auflegen und nichts abschließen.
...und die Masche bei den Pflegeboxen?
Hier melden sich Anrufer:innen teilweise angeblich „im Auftrag der Pflegekasse" oder nutzen ähnlich klingende Namen wie „Pflegeservice". Ziel ist, Sogenannte „Pflegehilfsmittel zum Verbrauch" zu verkaufen. Das können Einmalhandschuhe, Desinfektionsmittel oder ähnliches sein. Diese Produkte
sollen die Pflege zuhause erleichtern. Die Pflegekassen erstatten je nach Bedarf bis zu 42 Euro im
Monat. Die Betrűger:innen bestellen die Pflegehilfsmittel im Namen der Betroffenen und lassen sich
den monatlichen Betrag von der Kasse erstatten. Die Betroffenen erhalten die Hilfsmittel, brauchen
sie aber in der Regel gar nicht.